Mit der Forderung zum Ende des Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich setzte die Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes Meike Baasen beim Neujahrsempfang der Bremer Ganztagsschulen an der Oberschule an der Julius-Brecht-Alle (JBA) ein deutliches Zeichen.
Dass es bei der Veranstaltung nicht nur um eine Bestandsaufnahme der im Bundesvergleich gut aufgestellten Ganztagsschulentwicklung Bremens gehen sollte, wurde bei Meike Baasens Rückblick deutlich. Zwar habe Bremen den zwischen 2003 und 2009 durch die rot-grüne Bundesregierung mit 4 Milliarden angestoßenen Aufbau von Ganztagsschulen zu 100% für den Aufbau weniger gebundener
Ganztagsschulen genutzt. Doch sei der Ausbau in der Breite ohne diese Zuschüsse ins Stocken geraten. Gerade aber das arme Bremen mit einer Kinderarmut von 35% brauche Ganztagsschulen.
Diesen Worten schloss sich die eingeladene Senatorin für Kinder und Bildung an. Sie entwarf aus ganzheitlicher Perspektive ein Bild der Schule des 21. Jahrhunderts.
Nach einem klaren Bekenntnis zur inklusiven Ganztagsschule betonte sie die Bedeutung der digitalen Schule. Schülerinnen und Schüler müssten auf ein Leben in der digitalen Welt vorbereitet werden. Ziel sei die von dem Erziehungswissenschaftler Prof. Petermann formulierte Forderung nach der
„gedeihlichen sozial-emotionalen Entwicklung“. Es gehe um die ganzheitliche Betrachtung des Kindes.
Zwar gelte der Grundsatz, dass Schulen in ungleicher Lage auch ungleich viele Mittel bekommen müssten. Doch gleichzeitig müsse es auch einen Mindeststandard für alle Schulen geben. So müsste jede Schule in Bremen mindestens einen Sozialarbeiter haben. Denn auch Kinder bürgerlicher Elternhäuser hätten Sorgen und Probleme.
Eine ganzheitliche Betrachtung des Kindes brauche auch Räume. Durch den beschlossenen Schulstandortplan sei der Weg hierzu eröffnet. Als nächster Schritt solle nun in Kooperation mit dem Sportamt die Sportbedarfe Bremens ermittelt werden.
Die Steigerung der Ausbildung von Lehrkräften sowie Fachkräften für Erziehung und Sozialarbeit solle noch weiter vorangetrieben werden.
Nach diesem Blick in die Entwicklungsperspektiven von Bildung in Bremen stellten die Ganztagskoordinatorin Renate Striedieck und Schulleiter Jörn Borges die Realität und die Herausforderungen des inklusiven Ganztagsbetriebs an der Oberschule an der Julius-Brecht-Allee dar. Zwar konnten beide auf ein reiches Angebot an Arbeitsgemeinschaften und Angeboten für alle
Schülerinnen und Schüler der JBA verweisen. So wurde die Veranstaltung durch die Veranstaltungs-AG der Schule organisiert. Die Schülerfirma Café Julie übernahm die Bewirtung und die Schülerinnen der Rockklasse glänzten durch den emotionalen Vortrag von Rihannas Lied „Stay“.
Gleichzeitig musste Jörn Borges jedoch auch die Brüchigkeit des Ganztags wegen seiner Unterfinanzierung eingestehen. Es gebe zu wenig Leitungsstunden, um die vielen Honorarkräfte und Kooperationen mit Vereinen zu koordinieren. Zudem seien diese zu oft auf die Spenden von Stiftungen angewiesen. Eine Ausweitung der teilgebundenen Ganztagsschulen in den Jahrgang
8 sei daher unbedingt notwendig.